Perleidechse (Timon lepidus)

Timon lepidusTimon lepidusTimon lepidusTimon lepidusTimon lepidus

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Timon lepidus

 

 

Bericht: Elaphe 3/2002

Haltung und Nachzucht der Perleidechse
In der Vergangenheit wurde schon oft über die Perleidechse geschrieben. Da die mir letzte
bekannte Veröffentlichung (HÜHNE & FENSKE, 1993) aber schon einige Jahre zurück liegt,
möchte ich hiermit meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen der letzten eineinhalb Jahre
einer möglichst großen Leserschaft - die DGHT zählt ja schon über 8.000 Mitglieder - mitteilen,
und Ihr gleichzeitig die Haltung dieser wunderbaren Tiere ans Herz legen. Erscheint nach
diversen Monographien über anderer Echsenfamilien unter dem Titel "Eidechsen" (MANFRED
ROGNER 2001/2002) doch erstmals ein Buch dieser Reptilienart.

Die im Juli 1999 geschlüpften Zuchttiere erwarb ich im Mai 2000. Das Männchen hatte zu diesem
Zeitpunkt eine Gesamtlänge von 45 cm und das Weibchen von 43 cm. Schon damals beeindruckte
mich die Größe der erst zehn Monate alten Eidechsen. Beim Schreiben des Artikels im November
2001 wog das männliche Tier bei einer Gesamtlänge von 61 cm (Kopf-Rumpf-Länge 21,5cm) 370 g
und das weibliche Tier bei einer Gesamtlänge von 55 cm (Kopf-Rumpf-Länge 20cm) 230 g .

Timon lepidus

Haltung und Pflege
Das Pärchen bezog ein Holzterrarium mit den Maßen 200x100x150 cm (LBH).
Lüftungsgitter sind unter links und oben rechts in den Seitenwänden eingelassen. Rück- und
Seitenwände sind mit hellem Kork beklebt und als Bodengrund wird ein gewaschener
Aquariensand verwendet. Große Steinplatten, die aufeinandergestapelt Sonnenplätze und
Unterschlupfmöglichkeiten bieten, bilden die hellere und wärmere Zone in der Temperaturen von
30 °C bis zu 45 °C (Spotstrahler) erreicht werden. Die andere Hälfte, wo Zierkork- und Tonröhren
sowie die Pflanzenschale einer 150 cm hohen Birkenfeige Unterschlupfmöglichkeiten und
Sichtbarrieren bilden, wird nicht direkt beleuchtet und liegt im Schatten der buschigen Pflanze.
Hier bewegen sich die Temperaturen zwischen 20 °C und 25 °C. Nachts fällt die Temperatur bis
auf 18 °C. Das Terrarium wurde ursprünglich für Kragenechsen (Chlamydosaurus kingii) gebaut
und ist daher mit senkrecht und schräg stehenden, fest verschraubten Ästen (bis 20 cm
Durchmesser) versehen. Die Vergesellschaftung mit dieser australischen Agamenart verläuft seit
Anfang an ohne Komplikationen. Zur Beleuchtung werden zwei 18 W Neonröhren (Osram Biolux) ,
eine 100 W Glühbirne (Spotstrahler) und ein 150 W Halogenscheinwerfer, der den oberen Bereich
der Äste bestrahlt, eingesetzt. Eine Trinkschale, in der täglich frisches Wasser angeboten wird,
ergänzt die Einrichtung. Alle zwei Tage werden pro Liter Wasser 4 g Calciumlactat, 2 ml AMYNIN ®
und 1 ml Vitamin D 3 hinzugemischt. Jeden zweiten Tag wird zusätzlich mit abgestandenem
Leitungswasser gesprüht. Von den Perleidechsen werden handelsübliche Futtertiere wie
Heuschrecken, Grillen, Schaben, Schwarzkäferlarven und ab und zu Mäusebabys gefressen. In
den wärmeren Monaten ergänzen an unbelasteten Wiesen und Waldrändern gesammelte Raupen,
Käfer, Regenwürmer und Gehäuseschnecken den Futterplan. Die Futtertiere werden immer mit
Korvimin ZVT bestäubt. Zusätzlich liegen große Bruchstücke von Sepiaschalen im Terrarium, an
denen regelmäßig geknabbert wird.

TerrariumTerrarium

Paarung und Eiablage
Die Tiere wurden bei mir nicht überwintert, sie hatten lediglich eine Ruhephase von zwei Monaten
in denen alle Beleuchtungsmittel abgeschaltet wurden und die Temperatur etwa 15 °C betrug. Zu
Beginn und Ende der Ruhephase wird die Beleuchtungsdauer innerhalb von 14 Tagen reduziert
und erhöht. Ab der zweiten Häutung (im Februar 2001) nach Beendigung dieser Aktivitätspause
hatte das männliche Tier eine intensive Grünfärbung auf Rücken und Flanken und die blauen
Punktreihen an den Seiten des Rumpfes boten einen auffallenden Kontrast zum grünen Körper.
Das weibliche Tier wurde jetzt ständig verfolgt und am 17.03.2001 konnte ich bei der erste
Paarung zusehen. Weitere Kopulationen, die nun fast täglich beobachtet wurden, dauerten
zwischen fünf und neun Minuten. In dieser Phase des Zusammenlebens, die drei Wochen anhielt,
wurden stets die gleichen Sonnen- und Schlafplätze gewählt. Das Weibchen fraß bis kurz vor der
Eiablage täglich große Mengen an Insekten und bekam zusätzlich ein mal wöchentlich zwei bis
drei nackte Mäuse. Zwei Tage vor der Eiablage wurde die Nähe des Männchens nicht mehr
geduldet und bei Annäherung sofort durch Kopfnicken und Aufblähen der Hals- und Rumpfregion
vertrieben. Das erste Gelege wurde am 12.04.2001 in den Morgenstunden abgelegt. Es bestand
aus einem Klumpen von 16 Eiern, die leider nicht befruchtet waren. Am Vortag fand ich ein
einzelnes nicht befruchtetes Ei auf dem Boden des Terrariums. Die reichliche Nahrungsaufnahme
des Weibchens und das Verhalten des Pärchens wiederholten sich nun bis kurz vor Ablage des
zweiten Geleges am 04.05.2001. Auch dieses 19 Eier umfassende Gelege wurde in einem Klumpen
vor acht Uhr morgens vergraben. Die Eier waren befruchtet. Als Ablagebehälter standen der
weiblichen Perleidechse immer zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die im Schatten
liegende Pflanzenschale mit einem feuchten Erde-Torf-Gemisch und den Maßen 40x20x15 cm
(LBH), an deren Substratoberfläche 25 °C und 80 % Luftfeuchtigkeit herrschten, und eine neben
dem Sonnenplatz aufgestellte Keramikschüssel mit einer Tiefe von 9 cm und einem Durchmesser
von 19 cm. Gefüllt mit feuchtem Sand und mit einer flachen Schiefersteinplatte abgedeckt, konnten
zwischen Sand und Steinplatte 30 °C und 70 % Luftfeuchtigkeit gemessen werden. Die Eier
wurden immer im wärmeren Sand abgelegt, wo sie am Boden der runden Schüssel und an der
Seitenwand angelehnt vergraben wurden.

 

BiotopBiotopBiotopBiotopBiotop

BiotopBiotop

Zeitigung der Eier, Schlupf und Aufzucht der Jungtiere
Das Gelege vom 04.05.2001 wurde in eine Jäger-Kunstglucke überführt. Da ich die verklebten Eier
nicht trennen konnte, wurde der Klumpen in eine mit Vermiculit gefüllte Grillen-Plastikbox
eingebettet. Die Zeitigungstemperaturen betrugen bis min. 29 °C nachts und an heißen
Sommertagen bis max. 31 °C tagsüber. Die Feuchtigkeit wurde so bestimmt, daß beim
Zusammendrücken des Substrats zwischen Daumen und Zeigefinger kein Wasser heraustropfte.
Ein mal pro Woche wurde mit einer Spritze (es darf kein Wasser auf die Eier tropfen) Wasser
nachgefüllt. Zusätzlich stand immer eine Schale mit Wasser im Inkubator, welches durch
Verdunstung im Innenraum der Kunstglucke eine Luftfeuchtigkeit von 80 % erzeugte. Leider viel
zu spät bemerkte ich, daß im Zentrum des Klumpens zwei Eier abstarben und eine Pilzbildung
das Gelege überwucherte. Nur sechs Eier konnten gerettet werden. Sie wurden vom Eiklumpen
getrennt und in einer mit frischem Vermiculit befüllten Plastikbox ausgebrütet. Nach 87 Tagen, am
30.07.2001 waren um 17.30 Uhr die ersten beiden Köpfe sichtbar und bis zum 03.08.2001 hatten
alle Schlüpflinge ihre Eier verlassen. Auffallend war, daß bei allen Jungtieren am Nachmittag der
Kopf aus dem Ei ragte, sie aber immer erst nachts das Ei verließen. Der Inkubator stand in einem
Zimmer mit Dachfenster und es wäre möglich, daß die Jungtiere nur im Schutz der Dunkelheit das
Ei verlassen. Hierzu bedarf es aber noch weiterer Beobachtungen. Die 12 cm langen
Perleidechsen wurden anfangs in einem 60x30x30 cm (LBH) großem Aquarium untergebracht. Der
Boden des oben offenen Behälters wurde mit Küchenpapier ausgelegt. Die Einrichtung bestand
nur aus einer kleinen Wasserschale und einem großen Stein, unter dem sich die Tiere verstecken
konnten. Eine 60 W Glühbirne schuf auf den Stein gerichtet Temperaturen von 35 °C. Eine 18 W
Neonröhre (Osram Biolux) war wie die Glühbirne 12 Stunden täglich in Betrieb. Alle zwei Tage
wurde das Becken mit abgestandenem Leitungswasser übersprüht. Die jungen Echsen werden
täglich mit Buffalo-Würmern, kleinen Grillen, Heuschrecken, Schaben und Wiesenplankton
gefüttert. Um Mangelerscheinungen beim Wachstum vorzubeugen, liegen immer einige
Bruchstücke von Sepiaschalen im Terrarium auf denen die Jungtiere ständig herumkauen. Die
Vitamin- und Mineralstoffversorgung wird in gleichem Maße wie bei den Elterntieren durchgeführt.
Nach einem Monat in dem übersichtlichen Becken konnte ich mit Sicherheit feststellen, daß alle
Perleidechsen gut ans Futter gingen und gleichmäßig wuchsen. Sie bezogen nun ein Terrarium
mit den Maßen 60x50x80 cm (LBH) und einem Bodengrund aus Seramis. Der Vorteil diese
Substrates liegt darin, daß der Kot mit den Tonstücken verklebt und somit die tägliche Reinigung
und das Auffinden der Exkremente sehr erleichtert wird. Um die Tiere vor den jetzt einsetzenden
Rangeleien besser zu schützen, wurden Korkrindenröhren, Steine und Äste im Terrarium verteilt.
Die Vielzahl an Versteckmöglichkeiten und Sichtbarrieren schützen die schwächeren Tiere vor
Verfolgungen. Bei den Streitigkeiten wird durch aufblähen der Hals- und Rumpfregion gedroht
und manchmal in den (auch bei Jungtieren schon gut ausgeprägten) gepanzerten Hinterkopf
gebissen. Eine kurze Verfolgungsjagd beendet die Auseinandersetzung. Bisher kam es dabei zu
keinen Verletzungen. Werden die Kämpfe intensiver, müssen die Tiere getrennt aufgezogen
werden. Die Perleidechsen haben sich beim schreiben des Artikels bereits vier mal gehäutet und
messen im Durchschnitt 35cm .

Verhalten und weitere Beobachtungen
Aufgrund ihrer Größe sollte man den Perleidechsen ein möglichst geräumiges Terrarium zur
Verfügung stellen. BISCHOFF (1985) gibt Gesamtlängen von 60 cm bis 80 cm an. Vergleicht man
die Daten meiner Tiere mit den Wachstumsdaten der verwandten Hierro-Rieseneidechse (Gallotia
simonyi) in BISCHOFF (2000), die eine Gesamtlänge von etwa 70 cm erreichen, so dürften meine
Tiere diese Größe auch erreichen. Der Vater meiner Zuchttiere hat im Alter von fünf Jahren eine
Gesamtlänge von 64,5 cm (Kopf-Rumpf-Länge 25,5 cm) bei einem Gewicht von 460 g erreicht. Als
Grundfläche sollten für Tiere dieser Größe 2 m² als Mindestmaß angesetzt werden. Der große
Platzaufwand lohnt sich aber, kann man den Tieren doch verschiedene Licht- und
Temperaturverhältnisse bieten. Ähnlich ihrem Verhalten im Biotop wechseln die Eidechsen nach
Aufwärmphasen an den Sonnenplätzen immer wieder in den halbschattigen Bereich um im
Terrarium zu stöbern und nach Futter zu suchen. Die Perleidechsen sind auch in Ruhephasen zu
sehen, da sie sich um an Schatten oder niedrigere Temperaturen zu kommen nicht verkriechen
müssen. In den Aktivitätsphasen nutzt Timon lepidus in gleichem Maße den Boden und das Geäst.
Auch an den senkrechten Stämmen klettern sie gekonnt auf und ab. Als Schlafplatz werden immer
die trockenen Verstecke gewählt. In der Pflanzenschale, deren Substrat immer feucht gehalten
wird wühlen und graben die Tiere nie, nutzen sie aber oft als Ruheplatz und dösen für einige
Minuten auf dem feuchten Untergrund. Eine Paarbildung konnte nur während der
Fortpflanzungszeit beobachtet werden. Den Rest des Jahres nutzten die Tiere verschiedene
Schlaf- und Sonnenplätze. Treffen die Perleidechsen beim stöbern im Terrarium aufeinander,
schenken sie sich keine Beachtung. Ein ähnliches Verhalten wie es für Krokodile bekannt ist
konnte ich immer wieder beobachten. Zur Verdauungsunterstützung nehmen die Echsen gezielt
Steine bis zu einem cm Durchmesser auf, die dann nach einer Weile mit dem Kot wieder
ausgeschieden werden. Die Exkremente werden immer am gleichen Platz abgesetzt und
erleichtern damit die täglichen Reinigungsarbeiten. Abschließend möchte ich noch erwähnen,
daß mich meine Perleidechsen bei Allem was ich im und um das Terrarium erledige beobachten
und beim Öffnen der Frontscheibe oft schon den Kopf unter der Steinplatte hervorstrecken oder
direkt auf mich zukommen. Durch ihr ruhiges Verhalten und ihre Zahmheit bereitet der Umgang
mit diesen großen, mit kräftigen Kiefern bestückten Eidechsen keine Probleme und ich freue mich
täglich auf die entspannenden Stunden vor dem Terrarium.

Danksagung
Bedanken möchte ich mich bei meinen Eltern, die meine Leidenschaft schon in jungen Jahren
geduldig ertrugen; bei Herrn PETER SASSENBERG für die anregenden und immer informativen
Gespräche; und natürlich ganz besonders bei meiner Lebensgefährtin MANUELA VOIT, die mir
die Haltung und Zucht von "Raubtieren" in unserem Wohnzimmer ermöglicht.

Schriften
BISCHOFF, W. (2000) Die Reptilien der Kanarischen Inseln, der Selvagens-Inseln und des
Madeira-Archipels, Wiebelsheim S 341, S 352 Tab. 18 - (1985) Amph./Rept.-Kartei: 19 - 24 - Beilage
in SAURIA, Berlin - W. 7 (3) HÜHNE & FENSKE. (1993) Haltung und Zucht von Lacerta l. lepida
DAUDIN, 1802 - Erfahrungen aus Terrarien- und Freilandhaltung. - herpetofauna, Weinstadt,
15 (82): 9 - 14 ROGNER, M. (2001/2002) Praxis Ratgeber Eidechsen, Ffm

Autor
ZAUNER JOCHEN
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